© Christian Hohenberger - Rolly Schoda, Alleinunterhalter, Bergwanderführer Natur Aktiv Guide
Wieder mal ein Abenteuer der besonderen Art stand für mich in diesem Jahr
am Programm.
Es sollte diesmal der höchste Berg von Europa, der Elbrus mit 5642 Metern
werden.
Der Ebrus liegt im Kaukasus, nördlich der Grenze zwischen Russland und
Georgien. Über den Grenzverlauf streitet sich zwar einige aber für uns
gehört er einfach noch zu Europa – und pasta.
In unzähligen Videos schon bestaunt wollte ich die beiden Gipfel (West-,
und Ostgipfel) mal aus der Nähe sehen und so alles klappt auch auf den
Westgipfel, den höchsten Punkt von Europa stehen. Der Ostgipfel ist mit
5621 gerade mal 13 Meter niedriger. An den ganz eigenen
Gesteinsformationen (Basalt) merkt man gleich das es sich hier um einen
ehemaligen Vulkan handelt, welcher ab einer Höhe von ca. 4000 Metern zur
Gänze von Gletschern überzogen ist.
1. Tag
Angereist wurde mit der russischen Aerline Aeroflot. Gestartet wurde von
München über Moskau nach Mineralnyje Vody (Mineralwasser). Den Namen
verdank diese Stadt der Nähe zu einem Mineralwasser Quellgebiet. Hier
wird erst mal Übernachtet.
2. Tag
Nach dem Frühstück geht es mit dem Auto weiter ins Baksan-Tal bis nach
Terskol. Nun geht es erst mal zur 1. Akklimatisationstour zum Cheget
Observatorium auf ca. 3000 Meter. Während des Aufstieges über eine
Forststraße kommt man an einen schönen Wasserfall und den aus Lava
geformten Felswänden vorbei. Weiter Oben dann der erste Blick auf den
Elbrus. Nach dem Absteig erwartet uns schon wieder Viktor unser örtlicher
Organisator mit dem Auto und bringt uns die letzten Kilometer nach Azau zu
unserm Hotel direkt neben der alten Gondelbahn.
3. Tag
Heute geht es bereits auf den Elbrus. Die ersten Höhenmeter von Azau
überwinden wir mit der alten Gondelbahn. Ab der Mittelstation geht es
dann zu Fuß über die im Winter mit Schifahrern bevölkerte Piste aufwärts
bis ca 3400 Meter. Nun gibt es erst mal eine Pause und Zeit um den tollen
Doppelgipfel des Elbrus zu bestaunen. Dann geht es weiter bis zu unserem
Quartier für die nächsten Tage. Unsere Containerunterkunft befindet sich
auf 3900 Meter. Anders als in den alten röhrenartigen Unterkünften sind bei
uns die Betten sehr komfortabel. Nun noch schnell einen Löskaffee im
Küchencontainer, dann geht es zurück zur Bergstation. Ab hier komfortabel
mit der Gondelbahn ins Tal. Gut Gesagt, das Tal liegt hier auch auf 2300
Meter.
4. Tag
Ab heute wird in das Basislager am Berg übersiedelt. Alles was für den
Gipfelanstieg benötigt wird kommt mit. Der Rest kann im Hotelzimmer
bleiben. Neben unserm Gebäck werden auch einige Kanister mit
Trinkwasser und eine Tonne mit Lebensmittel mitgenommen. Aufwärts geht
es heute mit der neuen Umlaufbahn. Station für Station wird alles in die
kleinen Gondeln rein- und wieder rausgepackt. Viel Zeit hat man dafür bei
den Stationen nicht, es muss also schnell gehen. Bei der Bergstation auf
3800 Metern angekommen wird alles auf ein Pistengerät gepackt, welches
uns die letzten Höhenmeter zu unserem Lager bringt.
Schnell alles verstaut und es geht auch schon wieder los. Etwas über 4000
Meter sollen es heute noch werden. Während unseren Aufstieg kommen uns
schon viel Gipfelsieger von oben entgegen. Wie viele es aber wirklich bis
auf den Gipfel geschafft haben wissen wir nicht. Immer wieder mal kämpft
sich ein Pistengerät neben uns vorbei auf den Berg um Bergsteigern den
Gipfelanstieg zu verkürzen oder solche oben abzuholen, die es selbst nicht
mehr zu den Huts schaffen. Langsam fällt Nebel ein und wir drehen um.
5. Tag
Um ca. 3 Uhr morgens hat es mich heute mal aus dem Container getrieben.
Es ist eisig kalt aber dafür Sternenklar. Der Elbrus scheint zum greifen nahe.
Über die Aufstiegsroute sind bereits einzelne Lichter der frühen
Gipfelstürmer zu sehen. Für mich geht es aber erst nochmal in den
Schlafsack, ehe es gegen 07:00 Uhr zum Frühstück geht. Der letzte Tag vor
unserem Gipfeltag. Unser heutiges Ziel ist der Pastuchow-Felsen auf 4700
Metern. Es ist an diesem schönen Tag fast bisserl ein drängen, zwischen den
Menschenmassen und den Pistengeräten, welche sich unermüdlich den Berg
hinauf- und hinunterquälen. Die Aussicht über das Kaukasusgebiet ist aber
überwältigend. Die wenigen Wolken in der Ferne stören uns recht wenig
obwohl mit ihnen eine Schlechtwetterfront auf uns zusteuert. Der
Gipfelsieg sollte sich für uns am nächsten Tag aber noch ausgehen, so unser
Bergführer.
Beim Pastuchow-Felsen angekommen schauen wir uns noch eine Zeit lang
das Gewusel an Bergsteigern an, ehe es zurück zur Unterkunft geht.
Auf Grund der Wetterverhältnisse entschließen auch wir uns für einen, vom
Pistengerät, unterstützen Aufstieg. So nun Abendessen und schnell ins Bett.
6. Tag
Es ist 01:45 Uhr als der Wecker klingelt. Egal es war sowieso eine eher
unruhige Nacht und draußen hörte man den stärker werdenden Wind. Um
2:00 Frühstück. Nun wird warm eingepackt. Merinounterwäsche,
Daunenjacke, Handschuhe, dicke Mütze, Steigeisen und Pickel. Da oben
darf nichts fehlen. Um punkt 3:00 morgens holt uns das Pistengerät ab. Um
100 Euro pro Person geht es nun im Eiltempo bis zu den Pastuchow-Felsen
hinauf. Die sonst 3 Stunden dauernde Strecke haben wir heute in ca. 20
Minuten geschafft. Der Wind in dieser Höhe hat bereits Stumstärke erlangt
und die Sicht ist gleich null. Von unserer 4er Gruppe bin ich der letzte.
Mein Blick richtet sich ausschließlich auf die den Vordermann/Frau. Völlig
orientierungslos stapfen wir hinter unserm Bergführer her. Er kennt die
Route natürlich genau und führt uns in Zeitlupentempo den Berg hinaus.
Gut 2 Stunden dann sind wir bei der Traverse. Das ist die Querung rund um
den Ostgipfel herum bis in den Sedlowina-Sattel. Zielstrebig geht es in
einem Tempo das man sonst nur von Schnecken kennt weiter. Der Sturm
legt mit jedem Höhenmeter zu und lässt uns bald wie Schneemänner
aussehen. Wir überholen 1 – 2 Gruppen die sich wohl das Weitergehen
überlegen. Es wird flacher und tatsächlich, nach knapp 4 Stunden haben wir
den Sedlowina-Sattel auf ca. 5350 Metern erreicht. Aus dem Schneetreiben
taucht eine Gruppe von oben auf. Auch sie hatten den Gipfel wegen dem
Sturm nicht geschafft. Somit ist auch für uns klar, dass hier Schluss ist. Wir
folgen unseren Bergführer der uns wieder zielstrebig Abwärts bringt.
Während des Abstieges machen sich langsam Kopfschmerzen bemerkbar.
Etwa 3 Stunden später sind wir wieder bei unserer Hut.
Da der Wetterbericht auch für den nächsten Tag keine Wetterbesserung
verspricht, entschließen wir uns ins Tal abzufahren. So wird mal alles
zusammengepackt und es geht wieder mit der Umlaufbahn ins Tal. Unsere
letzte Gipfelhoffnung liegt nun am letzten Tag, so der Wettergott mitspielt.
7. Tag
Der Blick am Morgen aus dem Fenster ist alles andere als erfreulich, es
regnet in Strömen.
Auch bis Mittag kaum eine Besserung und auch der Wetterbericht meint es
nicht gut mit uns.
So rückt unsere Gipfelhoffnung langsam in weite Ferne. Für einen
Gipfelanstieg hätten wir heute spätestens um 15:00 Uhr mit der Bahn
wieder auf den Berg müssen.
Das Wetter hat aber gerade mal ein paar Regenfreie Schritte in der nahen
Umgebung zugelassen.
8. Tag
Am Morgen ein unverändertes Bild, es regnet. Nach einem späten Frühstück
klart es etwas auf und wir entschließen uns für eine Wanderung in das
Terskol-Tal zu einem Wasserfall.
Der Blick hinauf zeigt Neuschnee bis 3000 Meter herab. Über schöne grüne
und Blumenreiche Almwiesen wandern wir stetig aufwärts bis zum
Wasserfall. Gerade mal ein paar Minuten gab uns der nächste Regen zum
Verschnaufen. Abstieg wieder bei strömenden Regen.
9. Tag
Um 3 Uhr morgens geht es heute wieder mit dem Taxi zurück nach
Mineralnyje Vody und von da mit dem Flugzeug über Moskau wieder in die
Heimat.
Auch wenn es nicht der Gipfel war, der höchsten Punkt Europas war es für
mich allemal.
Der Elbrus blieb also fürs erste von mir unbesiegt, aber vielleicht komme
ich ja noch mal wieder.
Tourdaten:
Beschreibung:
Elbrus, 5642m
Aufstiegshöhe gesamt:
3502 m
Ausgangspunkt:
Terskol, 2140 m
Akklimatisationstouren:
Terskol-Oberservatorium, ca. 3000 m
Basislager am Elbrus: ca. 3900 m
Pastuchow-Felsen: ca. 4700 m